Jahrestag Syrien

9 Jahre Krieg in Syrien

Dr. Ishan Eidi

Er sah, wie eine Tochter in den Armen ihres Vaters starb

Dr. Ihsan Eidi arbeitet als Kardiologe in einem Krankenhaus in Idlib. Er erzählt uns von Bombenanschlägen auf Gesundheitszentren und dem Mangel an ausgebildetem Personal sowie lebenswichtigen Medikamenten und Krankenhausausstattung. In seinem Krankenhaus beispielsweise fehlen Antibiotika, und Inhalatoren – die für die Behandlung von häufigen Erkrankungen wie Bronchitis und Atemwegsinfektionen essenziell sind. Dr. Ihsan berichtet von einem obdachlosen Vater, der seine Tochter wegen Unterkühlung ins Krankenhaus brachte. Sie starb in den Armen ihres Vaters noch bevor sie behandelt werden konnte. Der Kardiologe würde gerne mit seiner Familie ins Ausland fliehen und in Sicherheit leben, aber er kann seinen Job als Arzt nicht aufgeben.

Nach dem ersten Interview explodierte 30 Meter von seinem Krankenhaus entfernt eine Bombe und sprengte dort Fenster und Türen. In einem Brief berichtet er von dem Anschlag und erzählt uns vom Trauma seiner kleinen Tochter, welches der Bombenanschag bei ihr hinterließ: Sie rede nicht mehr, wenn sie Bomben hört. Der Arzt entschloss sich, seine Familie an einen sichereren Ort nahe der türkischen Grenze zu bringen.

Krankenschwester Lubna

Sie fürchtet um ihr Leben, wenn sie spät in der Nacht das Krankenhaus verlässt

Lubna* spricht über ihre Angst vor einer Entführung, da medizinisches Fachpersonal ins Visier genommen werde und sie stundenlang arbeite, oft bis spät in die Nacht. Dann muss sie noch zurückfahren in ihren nahegelegenen Wohnort. Als medizinische Fachkraft hat sie besonders Angst, aber sie erklärt:

„Ich möchte bleiben und dienen, weil ich meine Leute liebe und Ihnen helfen möchte. Wir müssen ertragen, was auch immer geschieht – unsere Leute müssen wissen, dass wir sie trotz aller Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, nicht aufgeben werden und dass wir trotz der Angriffe und Vertreibungen weitermachen. Nach neun Jahren Krieg will ich nur noch, dass er ein Ende hat."

 

*Name geändert, um die Identität zu schützen

Krankenpfleger Mohamed

Sein Bruder starb vor seinen Augen – „Das war die schrecklichste Situation meines Lebens!"

Der Krankenpfleger Mohamed war gerade im Dienst auf der Intensivstation in Idlib als nach einem Luftangriff in der Nähe plötzlich mehrere Patienten mit verschiedenen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Er versorgte einen von ihnen, der schwere Splitterverletzungen hatte und mit Staub bedeckt war. Er erkannte ihn - es war sein eigener Bruder, kurz bevor er starb! „Das war die schrecklichste Situation meines Lebens!" Doch im Krankenhaus herrschte Chaos! Er hörte die verzweifelten Schreie von Frauen und Kindern. Eine Mutter kam zu ihm und flehte ihn an:

„Bitte mein Sohn, um Gottes willen, hilf mir!"

Er wischte sich die Tränen weg und arbeitete weiter. Mohamed beschreibt uns den erbärmlichen Zustand der Krankenhäuser, wie sie Wunden mit ihrer eigenen Kleidung verbinden, weil es an Grundausstattung fehlt. Mohamed und seine Frau wünschen sich seit Kriegsbeginn ein Kind, aber sie konnten es sich in dieser Situation nie vorstellen. Er ist desillusioniert:

„Nach neun Jahren Krieg, der ständigen Angst und dem Stress, dem wir täglich ausgesetzt sind, haben wir keine Träume und Hoffnungen mehr."

Um Ismail

Sie entkam einem Bombenanschlag in Maaret Misreen

Um Ismail wurde aus Talmenes vertrieben und suchte Zuflucht in Maaret Misreen, aber ein Luftangriff in der Nacht zum 4. März trieb sie erneut in die Flucht. Mindestens 15 ihrer Nachbarn kamen bei diesem Anschlag ums Leben. Die Bomben beschädigten das Haus, in dem sie lebten. Um Ismail und ihre Familie wurden von Glassplittern getroffen. Doch sie konnten fliehen, noch bevor das Haus vollständig zerstört wurde.

„Wenn wir geblieben wären, wäre niemand mehr am Leben."

Einer ihrer Söhne erlitt eine Brandverletzung, als er versuchte, andere Menschen zu retten. Ein anderer Sohn blutete aus den Ohren. Und dennoch ist sie dankbar, denn eine Nachbarin verlor ihren einzigen Sohn.

Abu Ahmad

Er vermisst seine Kinder und Enkelkinder und hat seinen Lebenswillen verloren

Abu Ahmad* floh während eines unerbittlichen Bombenangriffs mit nichts als seiner Kleidung aus seinem Haus.Jetzt lebt er mit seiner Frau in einem Zelt in einem Lager für Vertriebene. Was mit seinen Kindern und Enkeln passiert ist, weiß er nicht. Er mag nichts mehr essen und kann nicht schlafen. Er würde lieber sterben als so zu leben:

„Seit einer Woche bin ich nur am Weinen, Tag und Nacht.“

 

*Name geändert, um die Identität zu schützen

Um Amina

Vertrieben mit nichts, verbringt sie ihre Tage weinend

Um Amina* floh mit ihrem kranken Mann und ihren Kindern aus deren Haus, weil Kampfflugzeuge über ihnen Bomben abwarfen. Ihr Haus, in dem sie jahrelang zusammengelebt hatten, wurde zerstört. Sie leben jetzt in einem Zelt in einem Lager für Vertriebene in Deir Hassan. Ihre Kinder frieren und sie können es sich nicht leisten, Lebensmittel zu kaufen, nicht einmal Brot. Sie trauern um ihr altes Leben und verbringen ihre Tage weinend. Sie sagt:

„Der einzige Weg, unseren Frieden zu finden, ist der Tod. Wir können so nicht mehr leben. Es ist die reinste Folter."

 

*Name geändert, um die Identität zu schützen

Abu Zaid

Er entkam einem Bombenanschlag, indem er auf allen Vieren kroch

Zaid*, dessen unteres linkes Bein amputiert wurde, beschreibt, wie er um sein Leben rannte, als sein Dorf bei einem Luftangriff angegriffen wurde:


„Während wir schliefen wurden wir plötzlich von Kampfflugzeugen bombardiert. Sie bombten unsere Häuser in Schutt und Asche. Wir flohen so schnell wir konnten: Einige krabbelten, andere gingen auf den Knien. Alle weinten und laute Schreie waren zu hören. Wir rannten über die Weiden. Einige Menschen waren nackt. Andere hatten keine Schuhe an. Die Leute flohen in den Kleidern, die sie trugen, und wenn sie keine trugen, ließen sie sie zurück."

 

*Name geändert, um die Identität zu schützen


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